25.07.2011

Willkommen in Elektropolis!

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Autos lenkt man per Sprachsteuerung, durch die Städte bewegen sich Rollbänder und kommuniziert wird via Telefon in der Manteltasche. Erich Kästner entwirft in „Der 35. Mai“ die Vision der vollautomatisierten Stadt Elektropolis. Es ist 1932 und die Ideen klingen genauso phantastisch wie der Rest der Geschichte, in der ein rollschuhlaufendes Pferd und Onkel Ringelhuth nach der Südsee reisen.

Es ist 2011. Wir leben in Elektropolis. Auch wenn die Bürgersteige der Stadt immer noch aus Stein und Mörtel sind. Im Mantel das Taschentelefon, die Daten nicht wie bei Kästner als Zeitung am Himmel, aber doch in der so genannten Cloud. Autos haben immer noch ein Lenkrad. Aber ob man es bald noch brauchen wird? Google experimentiert mit dem fahrerlosen Fahrzeug. Ein erster Prototyp fährt bereits. Auch dafür kann man Street View nutzen.

Und Journalisten?

Journalisten haben ein Stift und einen Block. Journalisten haben ein Telefon und ein Faxgerät. Journalisten haben einen Computer und ein Mobiltelefon. Jeder Journalist ist heutzutage im Internet. „Der Journalismus hat sich im Laufe seiner mehr als 2000 Jahre währenden Geschichte jeweils der neusten Technologien bedient“, so beginnt der Wikipedia-Eintrag zur Geschichte des Journalismus.

Was da nicht steht: Jeder Umbruch war und ist mit Ablösungsprozessen, mit Ängsten, Ärger und Qual verbunden. Aber auch mit Aufbruch, Neuerungen und Chancen. Die flächendeckende Einführung des Buchdrucks vernichtete die gesamte Zunft der so genannten Kopisten. Die Erfindung des Telegrafen führte zum Ende der Postkutsche. Video killed the radio star. Es fanden und finden sich neue Stars.

Wir leben in Elektropolis.

Doch die Stadt ist gespalten. Hier die, die euphorisch und berauscht die Chancen der Technologie beschwören, den Fortschritt preisen und die Bewahrer belächeln. Sie reden in Rätseln, Codes und Formeln, bedienen sich einer neuen Sprache, die man dort nicht versteht. Denn dort will man bewahren, sieht Gefahren und malt die Zukunft schwarz. Was Elektropolis zunächst braucht? Eine gemeinsame Sprache, die alle verstehen und sprechen.

Mit diesem Blog wollen wir versuchen, uns beiden Seiten anzunähern. Wir wollen die Chance nutzen, den Journalismus nach mehr als 2000 Jahren weiterzutragen, neu zu gestalten und – wo möglich – besser zu machen. Nicht begeisterungstrunken von neusten technischen Raffinessen künden, sondern ganz konkret und praxisbezogen einführen, beschreiben und erklären.

Unser Ziel ist nicht die digitale Mästung einer eierlegenden Wollmilchsau, sondern die mundgerechte Aufbereitung dringend aktueller Themen. Es geht nicht darum sich an neuen Werkzeugen abzuarbeiten, nur weil sie neu sind. Vieles kommt, geht, entschwindet leise und verpufft letztlich ungehört.

Ein Journalist muss recherchieren, er muss Information organisieren, er kommuniziert, produziert und publiziert. Die Kernaufgaben des Journalisten sind geblieben. Wir wollen in diesem Blog zeigen, dass das Internet hilft, diese Aufgaben sorgfältiger, präziser und effizienter zu erledigen.

Wir fragen, was von dem Neuen wirklich Wert für die tägliche Arbeit hat. Was es heißt im Austausch mit so genannten Nutzern Inhalte zu kuratieren, was mobiles Arbeiten bedeutet und inwiefern sich das Rollenverständnis von Journalisten verschiebt.

Viele Kollegen, die sich den geänderten Rahmenbedingungen stellen wollen, wissen gar nicht, wo sie überhaupt anfangen sollen. Diese Starthilfe wollen wir in diesem Blog geben und beginnen deshalb mit einer kleinen Grundlagenserie über das Arbeiten im Netz.

Wir arbeiten Fragen und Anregungen gerne mit ein. Und laden Sie herzlich ein mitzumachen.

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Willkommen in Elektropolis! by torial

0 Kommentare zu diesem Artikel


  1. Hallo Herr Bösch,
    können Sie mir sagen, woher das Foto stammt – ich finde keine Quellenangabe.
    Herzlichen Gruß
    Judith Doppler