09.11.2011

Die sieben goldenen Schritte zum Blogger – Schritt Fünf

Du hast ein Blog, ein Idee und jetzt geht es los. Erzähl eine Geschichte….

Das Alonquin liegt in Midtown-Manhatten. Ende der 1920er Jahre traf sich hier die Literaten-Schickeria New Yorks. Mit dabei Ernest Hemingway – Reporter, Kriegsberichterstatter, Hochseefischer, Großwildjäger und Großmaul. Hemingway wettet an einem Abend im Alonquin, dass er nur sechs Wörter brauche, um eine Kurzgeschichte zu schreiben. Er kritzelt auf ein Stück Papier. Und gewinnt.

For sale, baby shoes, never worn. 33 Anschläge. Selbst für eine Kurzmitteilung bei Twitter bleiben noch 107 Anschläge übrig. Keine Ahnung, ob die Geschichte wahr ist oder nur eine gute Story. Davon leben gut geschriebene Texte. Denn was den Menschen umtreibt, das sind nicht Daten und Fakten, sondern Gefühle, Geschichten und vor allem andere Menschen. Das sagt Manfred Spitzer. Er ist Hirnforscher und wird in dem aktuellen Buch „Storytelling für Journalisten“ zitiert.

Schreib keinen Polizeibericht

Geschichten erzählen hat demnach nichts mit Kindermärchen zu tun. Mit Geschichten können Journalisten das Chaos an Informationen strukturieren. Was das jetzt für Dich als angehenden Blogger bedeutet? Du musst erzählen, nicht berichten. Szenen sehen, Details beobachten und schildern. So konkret wie möglich. Storytelling ist kein Selbstzweck, es ist die effektivste und nachhaltigste Form der Übermittlung von Information. Wir behalten Fakten nur, wenn wir sie zu Sinnzusammenhängen verknüpfen. Eigentlich kommunizieren wir dauernd über Stories und wenn sie nur einen Satz lang sind.

Schreib am besten so, wie du einem guten Bekannten eine Geschichte erzählen würdest. Schreib keinen Polizeibericht, der vollständig, sachlich neutral formuliert und meistens totlangweilig klingt. Genau wie viele Berichte in der Zeitung. Details sind wichtig. Aber nicht alle. Zu viele Einzelheiten verstellen eine Geschichte, lenken ab und irritieren. Weniger ist mehr. Wenn das Wenige gut ausgewählt wurde. Wie bei Hemingway.

Texte besser machen

Abgesehen von einer guten Story gibt es natürlich klassische Qualitätskriterien. Die bleiben gleich, egal ob man einen Text auf ein Stück Papier oder auf eine Internetseite schreibt. Folgende Kriterien und Fragen sollen Dir dabei helfen, deine Texte besser zu machen. Neben dem Posting beziehungsweise Artikel selbst ist die Überschrift wichtig. Und dann gibt es häufig noch einen so genannten Teaser oder Anreißer, das ist der kurze Textblock der vor dem eigentlichen Text steht. Beachte dabei folgendes:

Text

  • INFORMATION – Klar verständlich?
  • OPTIK – Attraktive Aufmachung (Absätze, Zwischenüberschriften…)?
  • QUALITÄT: Knapp, präzise, auf den Punkt?
  • GEFÜHL: Habe ich das gerne gelesen? Hat es mich informiert & unterhalten?

Überschrift

  • Prägnante Schlagworte
  • präzise und konkret
  • macht klar worum es geht
  • vermeidet Phrasen
  • kann für sich alleine stehen

Teaser

  • Der Teaser lockt – Leute in den Text
  • Der Teaser orientiert – Er muss das Thema packen
  • Der Teaser verführt – neugierig machen

Natürlich sind das nur Anregungen. Einen guten Text entwirft man nicht am Reißbrett. Auch hier gilt die Devise: Ausprobieren! Orientiere Dich an guten Texten die Du gelesen hast, um einen eigenen Stil zu entwickeln. Immer korrekt sein sollte aber dein Deutsch. In der Linkliste findest Du ein Buch von Wolf Schneider und zwei andere gute Bücher zum Thema. Frohes Lesen. Und vor allem – frohes Schreiben!

Zusammenfassende Linkliste:

Texten fürs Web
http://suche-recherche.de/journalismus/buch-texten-fuers-web.php

Storytelling für Journalisten
http://www.storytelling.mazblog.ch/

Deutsch für Profis
http://www.amazon.de/Deutsch-f%C3%BCr-Profis-Illustriert-Murschetz/dp/3442161754

0 Kommentare zu diesem Artikel


  1. finde ich sehr klar und einfach beschrieben. Aber … wie geht man als Blogger eigentlich mit dem Thema SEO (Suchmaschinen Optimierung) um. Ich texte für unterschiedliche Webseiten auch manchmal Pressemeldungen und News – und da kriege ich von den Internetleuten immer öfter zu hören: „Das muss so umständlich und doof getextet sein, andernfalls würde google den Artikel nicht finden … sollte das dem „guten“ Online-Journalisten/-Blogger egal sein?

  2. Hi Peter,

    die kurze und streitbare Antwort lautet: Ja, das sollte dem „guten“ Online-Journalisten/Blogger egal sein. Das ist meine Meinung. Ich möchte für Menschen schreiben und nicht für Maschinen. Jetzt käme naturgemäß das Gegenargument, dass diese Leute die Inhalte aber erst mal finden müssen. Und da beißt sich die Katze in den Schwanz.

    Andersrum kann man auch Argumentieren, dass eine rein SEO-abhängige Schreibweise, kurzfristigen Erfolg bringen kann – und zwar genau so lange, bis die zuständigen Suchmaschinenbetreiber den Algorithmus ändern. Zum Beispiel weil SEO-findige Typen, Seiten manipuliert haben, damit sie weiter oben erscheinen.

    Ein Hin- und Her. Beobachten lässt sich aber derzeit: Kaum habe ich meine Strategie bei Facebook angepasst, schwupps ist das Setting neu. Gutes Scheiben, ehrliche Kommunikation und Authentizität sind dagegen bleibende Werte.

    Die Diskussion ist nicht abschließend geklärt. Mein Argument wäre: Gutes Schreiben ist in den allermeisten Fällen auch gutes Schreiben für Suchmaschinen.
    Und längerfristig erfolgreich. SEO-Menschen sehen das anders.

    Best, Marcus