19.01.2012

Die Journalisten-App der Woche: Bambuser

2011 war ein gutes Jahr für Bambuser. Die App wurde vom Team des einflussreichen Tech- Blogs The Next Web zur „Media App of The Year“ gekürt. Das britische Magazin Wired feierte Bambuser in der Dezemberausgabe 2011 als „#1 Big Ideas for 2012“. Mit Bambuser kann man auf einem Smartphone live Videos ins Netz streamen. Zum Beispiel Bilder vom arabischen Frühling.

Die Bilder und Videos der Proteste in Nordafrika kamen zunächst nicht von traditionellen Medienanbietern. Es waren Demonstranten und Anwohner, die in Ägypten ihre Telefone zückten und auf Aufnahme drückten. Sie filmten Panzer der Armee, prügelnde Geheimpolizisten in zivil und immer wieder sich selbst: beim Demonstrieren, Ausharren, Skandieren, Wegrennen oder Beobachten. Viele der Bilder waren direkt online verfügbar. Live ins Netz gestreamt, vor allem mit dem Programm Bambuser. Bis zu 10.000 neue Videos aus Ägypten fanden sich bisweilen am Tag auf der Site des Dienstes, berichtete zum Beispiel die New York Times.

Bambuser ist eine schwedische Firma, gegründet 2007. Jahrelang lief die Bambuser-App ein bisschen unter dem Radar – hier ein Test von Journalisten, da ein Livestream von Bloggern. Das war einmal. Seit dem arabischen Frühling hat Bambuser mehr als eine Millionen Nutzer aus mehr als 190 Ländern. Die kostenlose App läuft inzwischen auf 320 verschiedenen Handy-Modellen – ein großer Vorteil, denn noch haben nicht alle Menschen weltweit ein Smartphone der neusten Generation. Die Qualität ist bisweilen noch recht bescheiden, aber wen kümmert das, wenn auf den verwackelten Videos Geschichte live stattfindet.

Natürlich kann man Bambuser auch privat nutzen, zum Beispiel um die eigene Hochzeit vom Mobiltelefon live ins Netz zu streamen. Und selbstverständlich bieten sich zahlreiche sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten für Journalisten. Bereits 2010 unterzeichnete der finnische Sender YLE einen Vertrag mit Bambuser. Journalisten streamen seit dem live von ihren Telefonen Inhalte für die Website des Senders.

Das Interface der App ist einfach und aussagekräftig. Und nach einem schnellen Anmeldeprozess bereit. Man kann seinem Stream einen Namen geben und bekommt direkt einen gekürzten Link bereitgestellt. Natürlich kann man das Video auch direkt in alle Social Media Kanäle senden. Als sehr sinnvoll stellt sich die „Stream health“ heraus. Je besser die Verbindung, je besser die Videoqualität. Ansonsten gilt: Ruhig halten, wenig und wenn dann langsam schwenken. Allumfassende Infos wie man Bambuser richtig nutzt, finden sich im sehr empfohlenen Mobile Media Toolkit.

Bewertung:

Größe: 1.4 MB / Kategorie: Social Networking / Preis: kostenlos

Es gibt eine ganze Reihe von Apps zum Videostreamen vom Mobiltelefon. Die Funktionalität ist recht ähnlich, deshalb hilft im Bedarfsfall nur: selber ausprobieren. Alternativen zu Bambuser sind zum Beispiel Qik oder Ustream.

Mit Bambuser kann man aber als Ausgangspunkt wenig falsch machen. Das Interface ist selbsterklärend. Nur die Videoqualität hängt stark von der Netzverbindung vor Ort ab. Abzusehen ist, dass hier in den nächsten Jahren eine Verbesserung eintreten wird. Bei ordentlicher 3G-Verbindung kann man aber gut mit den Videos arbeiten. Die Einsatzmöglichkeiten sind mannigfaltig. Man muss nur herumexperimentieren.

Hier eine Übersicht aller bisheriger Apps für Journalisten. Hast Du weitere Tipps und Empfehlungen?

 

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