20.06.2012

Ghostery, No Script und Ad Blocker – Der sichere Browser, Part II

 In der letzten Wochen haben wir uns bereits mit dem sicheren Browser beschäftigt. Heute widmen wir uns noch einmal der Mutter aller Onlinetools. Allerdings geht es im zweiten teil um Add-Ons und Co. Tobias Lenartz, Autor der Kooperative Berlin, hat sich die wichtigsten angesehen.

Der sichere Browser Part II von Tobias Lenartz

Bevor die Smartphone-App-Welle anrollte, wurden Browser bereits zu hochleistungsfähigen Multifunktionswerkzeugen aufgebürstet. Der Firefox machte das Addon populär, mittlerweile kommt kein Browser mehr ohne aus. Und wie bei den Apps gibt es hübsche, unterhaltsame, wunderbar überflüssige aber auch ausgesprochen nützliche Erweiterungen, die über die nötigen Voreinstellungen des Browsers hinaus Datensicherheit weiter erhöhen.

Ad-Blocker

Der Klassiker unter den Browsererweiterungen für werbefreie Sicht, ist der allseits beliebte Ad-Blocker Plus. Die Erweiterung wurde ursprünglich für den Firefox entwickelt und gibt es mittlerweile auch für Googles Chrome. Opera, der Internet Explorer oder Safari wiederum haben einen eigenen Ad-Blocker im Angebot. Ad-Blocker wird von über vierzig Filterabonnements für Dutzende Sprachen unterstützt, mit denen er automatisch für verschiedene Einsatzzwecke konfiguriert wird. Vom Blockieren von Werbung bis hin zum Blockieren bekannter bösartiger Webseiten.

Seitenbetreiber mögen den Adblocker nicht sonderlich gerne. Schließlich blockiert er die Werbeanzeigen, mit denen sie ihr Geld verdienen und ihre allermeist kostenlosen Angebote finanzieren. Wer also Blogs oder Webseiten seiner Wahl nicht den Werbehahn zudrehen will, kann für diese auch per Ausnahmeregel Anzeigen zulassen. Der Adblocker-Plus lässt übrigens mittlerweile in der Standarteinstellung „unaufdringliche Werbung“ durch. Gemeint sind damit statische, also ohne Ton und Gezappel auskommende Werbeanzeigen. Laut den Machern des Adblockers sollen Webseiten dadurch dazu animiert werden, zukünftig auf nonpenetrante Werbung umzusteigen. Das sorgte zunächst für einigen Unmut. Allerdings ist die zugelassene Werbung, tatsächlich sowohl dezent als auch spärlich gesät. Wer sie dennoch blockieren will, kann die Funktion in den Optionen deaktivieren.

No-Script

No-Script blockiert automatisch Skripte wie Java-Script, Adobe Flash oder Silverlight und generell alle Webanwendungen, die über den regulären Code einer Website hinausgehen. Java-Script wird von vielen Webseiten zur bequemeren Navigation genutzt oder um Browser zu erkennen und Browser-Inkompatibilitäten auszugleichen. Allerdings ist Java-Script auch eine der größten Sicherheitsschwachstellen im Browser, die etwa bei hinterhältigen Angriffen durch Cross-Site-Scripting ausgenutzt wird. Dies soll No-Script unterbinden. Darüberhinaus bietet das Add-On einen zuverlässigen Schutz vor Clickjacking, verhindert also die Entführung auf bösartige Webseiten. Auch auf Java-Script aufbauende Verfahren zur Erfassung des Users durch Statistikdienste, werden durch No-Script unterbunden. In der Handhabung ist No-Script zwar etwas umständlich: herauszufinden welche Scripte man zulassen kann, ohne sich angreifbar zu machen und welche Skripte man zumindest temporär erlauben muss, damit die entsprechende Seite nutzbar, Videos abspielbar sind, ist zumindest anfänglich vor allem Try-and-Error, spielt sich mit der Zeit aber besser ein. Und gerade falls man sich einmal zufällig auf die zwielichten Seiten des Netzes verirren sollte, ist No-Scripts Totalblockade sinnvoll um eine möglichst kleine Angriffsfläche zu bieten.

Ghostery

Ghostery setzt da ein wo No-Scripts Einfluss aufhört. Denn weil immer mehr User Java-Script blockieren, setzen die Tracking-Dienste mittlerweile zusätzlich auch auf HTML-Zählpixel,  winzige transparente Gif-Bildchen, um die Aktivitäten des Nutzers zu erfassen.

Das Ghostery-Plugin zeigt an, welche Tracking-Dienste im Hintergrund Daten sammeln und informiert über deren Herkunft und Funktionsweise. Ob und welche Tracker man blockieren will, bleibt dann dem User überlassen. Zu beachten ist allerdings, dass Ghostery in der Grundeinstellung tatsächlich nur beobachtend tätig ist, Blockierungen also aktiv vorgenommen werden müssen. Das hat andererseits den Vorteil, dass beispielsweise ein „guter Tracker“ wie der VG-Wort Zähler nicht automatisch blockiert und den Kollegen damit die Reichweitenzählung abgegraben wird.

Erhältlich ist das Add-On für alle gängigen Browser. Allerdings ist die Firefox-Version (bislang) noch die mit Abstand komfortabelste und bietet den größten Funktionsumfang. In den Optionen lässt sich beispielsweise festlegen, dass alle Tracker einer bestimmten Kategorie, etwa sämtliche Werbe-Zählpixel, aber auch Werbecookies gesperrt werden. In den Opera– und Chrome-Versionen muss man die Tracker noch manuell blockieren. Außerdem bietet es die Möglichkeit, auch die bereits angesprochenen problematischen Flash- und Silverlightcookies,  beim Beenden des Browsers automatisch zu löschen. Die ebenfalls schon besprochene Erweiterung Better Privacy übernimmt das ebenso zuverlässig (und informiert falls gewünscht, sobald eine Seite einen Flash-Cookie setzt).

Eine Browserübergreifende Alternative bietet sich Nutzern von AVG-Antivirus. Dessen Freeware Variante kommt mittlerweile mit integriertem Tracker-Blocker für Firefox, Chrome und den Internet Explorer (und verzichtet im übrigen auf die penetrante Eigenwerbung, die die Verwendung von Antivir mitunter recht anstrengend macht). Die Erläuterungen zum jeweiligen Tracker und zu den Konfigurationsoptionen des Programmms kommen in deutscher Sprache. Das ist etwa für Chrome Nutzer von Vorteil, da dessen Ghostery-Addon ausschließlich in Englisch zu haben ist, was die Bedienung reichlich mühsam machen kann. Allerdings identifiziert Ghostery eine größere Zahl an Trackern als das Do-Not-Track-Plugin des Antivirenprogramms. Die parallele Verwendung beider Trackerblocker ist deshalb auch für Chrome und Explorer Nutzer sinnvoll.

 

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in: JOURNALISMUS & SICHERHEIT, JOURNALISMUS & TECHNIK, Kommunizieren & Dialog, NEU
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