Business: Geld verdienen mit kurzen E-Books
Es muss nicht immer eine flächendeckende Paywall sein, damit Medien im Internet ihre Leser zur Kasse bitten können. Neue elektronische Formate, die Inhalte clever verpacken, sind eine interessante Alternative. Diverse große und kleine Anbieter in den USA zeigen, wie das gehen kann. Ben Schwan hat sie sich angeschaut.
Es ist die alte Leier: Leser sind im Internet nicht bereit, für Inhalte zu zahlen, weil sie es nie getan haben. Nur Radikalmaßnahmen wie möglichst breit angelegte Bezahlschranken – eventuell ergänzt durch einige freie Artikel im Monat – sollen der Heilsbringer sein. Aber ist das wirklich die einzige Möglichkeit, Nutzer für Paid Content zu gewinnen, um weniger von Reklame abhängig zu sein?
Tatsächlich ist es ja keineswegs so, dass sich Textinhalte online überhaupt nicht verkaufen lassen. Das beste Beispiel sind elektronische Bücher, vulgo E-Books. Laut der Association of American Publishers liegt deren Anteil am gesamten Buchmarkt in den USA schon bei satten 22 Prozent und auch in Europa läuft das Geschäft immer besser. Bei Amazon, im iBookstore und anderswo sind immer mehr Menschen gerne bereit, 10, 12 oder gar 20 Euro für die elektronische Fassung eines Druckwerkes zu berappen.
Das können sich auch Journalisten zunutze machen: Mit neuen Formaten, die länger sind als herkömmliche Artikel, aber kürzer als ein reguläres (auch elektronisches) Buch. Das Format hört auf den Namen E-Signals, kurze E-Books zu bestimmten aktuellen Themen. Bei Amazon gibt es dafür schon seit zwei Jahren eine eigene Kategorie im Kindle-Laden, die sich mittlerweile auch in Deutschland zu füllen beginnt. 30 Prozent Umsatzanteil verlangt das Unternehmen von Verlagen und Autoren.
US-Medien nutzen das Format. So verkauft „Wired“ die (spannende wie verstörende) „McAfee Story (47 Seiten für 99 US-Cent), „Vanity Fair“ verkauft gut geschnürte Pakete spannender Artikel aus den letzten drei Jahrzehnten als „Best ofs“ oder Einzelstücke und der „Atlantic“ arbeitet ähnlich („The Obama Presidency, Explained“, 82 Seiten, 1,99 Dollar). Kommt beim „Wall Street Journal“ (selbst hinter einer Paywall) ein interessantes neues Thema auf, das größer abgehandelt werden könnte, trägt man auch dort E-Singles zusammen, die die Leser vertieft informieren.
Der neueste Trend sind E-Single-Abos. So hat der kanadische „Toronto Star“ einen fünf kanadische Dollar im Monat teuren „Star Dispatches“-Dienst gestartet, bei dem Nutzer jede Woche ein neues kleines Geschichtenpaket auf ihren Reader oder Rechner bekommen.
Auch freie Journalisten können über die verschiedenen Plattformen mitmachen – sei es nun bei Amazon oder über Spezialanbieter wie Byliner, wo kürzlich etwa eine verlängerte Reportage einer „New York Times“-Journalistin als E-Single erschien.
A.d.R.: passend zum Thema das Interview mit self-publishing-Papst Matthias Matting:
Gibt es denn bereits Zahlen darüber, wie oft solche Ebook-Singles verkauft werden bzw. wieviel „Wired“ oder „Vanity Fair“ damit verdienen? Ich gehe ja nicht davon aus, dass das Riesensummen sind, aber mich würde die Größenordnung interessieren.
Ist die Zukunft, die Gegenwart bestimmen noch die großen Verlage. Rainer
Hält sich in Grenzen, da die Verlage diese Art nicht unterstützen, da sonst Printzeitungen und Papierbuchverlage vor dem Aus stehen würden. Wer kauft noch Gedrucktes, wenn man es per e-mail günstiger bekommen kann und das auf das Handy bequem und leicht? Rainer