18.09.2013

Werkzeuge: Drei iPhone-Audiorecorder-Apps im Check

VC Audio Pro, RØDE Rec und Hindenburg Field Recorder versuchen, klassische Aufnahmegeräte zu ersetzen. Klappt das?

Lange Jahre trugen Journalisten stets professionelle Aufnahmegeräte mit sich herum. Ich selbst erinnere mich beispielsweise an Sonys wunderbares Tapedeck TC-D5 PRO, mit dem ich samt Sennheiser MD 421 so manche Stunde meiner Radiojugend verbringen durfte. Dann kamen die ersten tragbaren DAT-Rekorder auf den Markt und etwas später jene volldigitale Audio-Hardware, die auch heute noch viele Kollegen verwenden – von Herstellern wie Nagra, Olympus, Marantz oder Tascam, beispielsweise.

Doch mittlerweile sieht man bei Pressekonferenzen und Interviewsitzungen immer häufiger Smartphones in den Händen von Reportern und auf den Tischen. Schließlich zeichnen iPhone und Co. durchaus qualitativ hochwertig auf. Das gilt allerdings nur, wenn man gut funktionierende Apps einsetzt und sich möglicherweise auch noch Zusatzhardware gönnt, insbesondere im Bereich der Mikrofonanbindung. Um zu prüfen, ob Smartphones wirklich klassische Aufnahmegeräte ersetzen können, habe ich mir drei Apps für das iPhone angesehen, die das versprechen.

rode

Testkandidat eins ist RØDE Rec vom gleichnamigen australischen Mikrofonanbieter, der auch im Broadcasting-Segment zuhause ist. Die 5 Euro 49 teure Anwendung ist eigentlich für die Nutzung mit dem RØDE-Kondensator-Stereomikrofon iXY (179 Euro) gedacht, wo Aufnahmen mit bis zu 96 kHz möglich sind, läuft aber auch solo problemlos. Wobei problemlos relativ ist: Die App schmierte im Test bei der Aufnahme immerhin zweimal unnachvollziehbar ab, was im Profieinsatz quasi unverzeihlich ist.

Mit dem Tool lassen sich Aufnahmen mit 24 Bit bei 48 kHz mit aktuellen iPhone-Modellen anfertigen, die sich mittels EQ und Kompressor sowie mehreren Filtern anpassen lassen. Die Wellenform lässt sich live anzeigen, nach der Aufnahme ist auch ein nichtlinearer Schnitt mit Loopen und Normalisierung möglich. An Formaten gibt RØDE Rec WAV, Apple Lossless, AAC, AIFF und sogar FLAC aus, Dateien werden per Kabel/WLAN über iTunes, per Dropbox oder SoundCloud übertragen. Wer will, kann sogar einen FTP-Zugang nutzen. Die Oberfläche von RØDE Rec ist unprätentiös und weitgehend leicht zu verstehen.

audiopro

Versuchs-App zwei heißt VC Audio Pro und begleitet mich schon seit knapp zwei Jahren. Die Anwendung gehörte zu den ersten Werkzeugen, die nach der Aufnahme einen vernünftigen Mehrspur-Schnitt boten und sich im täglichen Betrieb als zuverlässig erwiesen. Während der Schnittteil immer prima war – sobald man sich an die etwas verspielte Oberfläche gewöhnt hat, die eher an Windows-Programme denn an Apple-Eleganz erinnert – könnte in der Aufnahmeabteilung mehr geboten werden. So fehlt die Vielfalt an Audioformaten, die RØDE Rec bietet.

Gegen den Kauf des knapp 6 Euro teuren VC Audio Pro spricht allerdings die Tatsache, dass Hersteller VeriCorder Technology die Entwicklung mittlerweile offiziell eingestellt hat. Stattdessen sollen Nutzer auf die „Mobile Reporting“-Lösung Voddio umsteigen, die parallel auch Videos aufnimmt, was man als Hörfunkmensch oder Textjournalist aber nicht braucht. Entsprechend sollte man sich VC Audio Pro nur zulegen, wenn man damit leben kann, dass die Software auf dem aktuellen Stand „eingefroren“ bleibt (und der ist jetzt schon gut zwei Jahre alt).

hindenburg

 

App Nummer drei in unserem Check ist der Hindenburg Field Recorder der dänischen Firma Hindenburg Systems. Die ist unter Radiojournalisten vor allem durch ihre Schnittlösung Journalist bekannt. Der Field Recorder ist quasi ein Mini-Hindenburg-Journalist: Das Werkzeug erlaubt das Aufnehmen von Interviews, setzen von Markierungen und den Schnitt.

Dabei ähnelt die Oberfläche der Desktop-Version, bietet Funktionalitäten wie Fades, Clipboard und Scrubbing und erlaubt anschließend die problemlose Weitergabe per Dropbox (über die ebenfalls auf dem iPhone installierte App), Soundcloud oder FTP. An Audioformaten wird WAV, AAC und Apple Lossless unterstützt. Für das Profiwerkzeug zahlt man allerdings auch entsprechend: Knapp 30 Euro werden fällig. Zum Ausprobieren gibt es aber eine Lite-Version, die kostenlos ist, aber nur eine Minute aufnehmen kann.

Comments are closed.