20.01.2014

n-ost: Freies Korrespondentennetzwerk für Osteuropa

Seit 2006 engagiert sich n-ost für die Verbesserung der Berichterstattung über unsere östlichen Nachbarn und die faire Vergütung freier Korrespondenten.

Fundierte Berichterstattung über Osteuropa ist oft eine Quartalsangelegenheit. Wenn Vladimir Putin wieder einmal Dissidenten wegen Majestätsbeleidigung aburteilen lässt oder sich Viktor Orbán seine Verfassung maßschneidert, wird der Osten kurzzeitig zum Aufmacher – um dann wieder auf die hinteren Seiten abzuwandern. n-ost will Osteuropa auch über auflagenträchtige Aufreger hinaus auf der medialen Tagesordnung halten.

Als Agentur beliefert n-ost Lokal- und Regionalzeitungen mit Korrespondenztexten und Hintergrundrecherchen. Als Journalistennetzwerk verbindet es Journalisten und Experten, die aus und über Osteuropa arbeiten. Als medienpolitische NGO engagiert es sich für die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der Presse. Entsprechend vielfältig sind die Gründe für freie Journalisten, dem Netzwerk beizutreten, erläutert Geschäftsführer Hanno Gundert: „n-ost-Mitglieder unterstützen die (medienpolitischen) Ziele der Organisation, sie vernetzen sich informell und im Rahmen journalistischer wie nicht-journalistischer Projekte, sie erhalten aus dem Netzwerk Informationen und Aufträge und können sich im Rahmen des Netzwerks präsentieren und vermarkten.“

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Im Unterschied zum exklusiven Club der Weltreporter ist n-ost dabei breiter aufgestellt. Rund 250 deutschsprachige und osteuropäische Journalisten und Experten aus über 40 Ländern zählen momentan zu seinen Mitgliedern. Recherchereisen und eine jährliche Medienkonferenz in wechselnden Städten und Regionen Osteuropas bieten Gelegenheit zur Vernetzung, Kontaktpflege und Themenfindung. Als Beitrag zu qualitativ hochwertigem und wirtschaftlich unabhängigem Auslandsjournalismus vergibt n-ost an seine Mitglieder Stipendien zur Reisekostenfinanzierung. In der Ära der chronischen Zeitungskrise werden die von den Redaktionen schließlich immer öfter eingespart.

Darüberhinaus veranstaltet n-ost Workshops und Trainings. Das Spektrum reicht von Fotografieren für Print- und Onlinejournalisten über Korrespondentengespräche im Radio bis zum Selbstmarketing für Freie. Die Workshops sind zwar aufgrund kurzer Länge – überwiegend zwischen einem halben und 1 ½ Tagen – eher als Schnupperkurs angelegt, dafür sind die Teilnahmegebühren, insbesondere für Mitglieder, sehr fair kalkuliert. Aber auch längere Seminare und Fortbildungen für osteuropäische Journalisten werden von n-ost etwa im Auftrag der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit organisiert.

Als Agentur betreibt n-ost einen Artikeldienst, den Gundert zufolge, rund 300 Redaktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kostenpflichtig abonniert haben. Weitere Abonnenten sind Stiftungen, Institutionen und interessierte Privatpersonen. Der Artikeldienst enthält 3-5 Reportagen, Berichte und Analysen. Die dienen den Redaktionen einerseits zur Hintergrundrecherche, andererseits werden die Texte natürlich auch zum Abdruck angeboten.

Das Risiko, ob ein Text bei einer Redaktion auf Interesse stößt, tragen nicht die rund 40 deutschsprachigen oder osteuropäischen aktiven Korrespondenten, die n-ost ihre Artikel anbieten. n-ost operiert selbst als Redaktion und kauft Texte unabhängig vom Abdruckerfolg. Mit einem Zeilenhonorar (1 Euro für Erstabdruck, 80 Cent bei Zweitverwertung) liegt das Netzwerk dabei über den Sätzen diverser Tageszeitungen. Auch die Veröffentlichungsquote der Texte ist durchaus ansehnlich. Laut Geschäftsführer Gundert, werde jeder Text „etwas häufiger als einmal abgedruckt“. Die Einnahmen aus den abgedruckten Texten verbleiben bei n-ost. Bei besonders erfolgreichen Artikeln werden die Autoren mit zusätzlichen 50% der Mehreinnahmen beteiligt. Unter den auf der Website präsentierten Beispielveröffentlichungen finden sich mit der Neuen Osnabrücker Zeitung, der Magdeburger Volksstimme und der Mittelbayrischen Zeitung naheliegenderweise nicht unbedingt die S-Klasse der deutschen Presselandschaft: Schließlich wendet sich der Artikeldienst insbesondere an Regional- und Lokalzeitungen, die nicht über ein eigenes Korrespondentennetz in Osteuropa verfügen.

Im Radiodienst werden überwiegend bereits produzierte Stücke zur Zweitverwertung angeboten. Produktion und Honorierung erfolgt zwischen Korrespondent und Redaktion, n-ost erhält eine Provision von 10 Prozent. Für Bildjournalisten bietet der Fotodienst und eine angeschlossene Bilddatenbank Verkaufs- und Vermarktungsmöglichkeiten.

Die Verbesserung der Berichterstattung über Osteuropa treibt n-ost seit Februar diesen Jahres auch mit dem Online-Magazin Ostpol.de voran. Ein logischer Schritt: Schließlich kann es mit seinem weitverzweigten Korrespondentennetz auf einen riesigen Autorenpool zurückgreifen. In tagesaktuellen Berichten, Reportagen und Hintergrundstücken thematisiert Ostpol etwa die unbeachtete Finanzkrise in Osteuropa oder die neue Umweltbewegung in Rumänien – und erweitert den medialen Blick auf Osteuropa um differenziertere Perspektiven.

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