21.01.2015

Die Journalisten-App der Woche: Yo

Erst hab ich gelacht, dann hab ich die App ignoriert und dann habe ich mich erschrocken. YO bietet eine so genannte „zero characters communication“ und könnte für Medienanbieter wichtig werden.

Die App Yo wurde innerhalb von acht Stunden programmiert und am 1. April 2014 veröffentlicht. Mit Yo konnte man Freunden ab jetzt ein „Yo“ schicken – ein ziemlich kurzer Text und eine prägnante Audiobenachrichtigung. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Aprilscherz? Vielleicht. Komisch nur, dass auf einmal Investoren Geld in die App pumpten und sie zeitweilig auf Rang drei der am meisten heruntergeladenen Apps im iOS App Store landete. Dann wurde es stiller um Yo.

„Messaging is the new social media“

Um so erstaunter war ich, als ich am 3. Januar bei Twitter las, dass die BBC jetzt YO nutzt. Warum? Weil man mit Yo inzwischen noch ein bisschen mehr anstellen kann und weil so genannte Messaging Apps angeblich gerade dabei sind, wichtiger als soziale Netzwerke zu werden. Sagen zumindest übereinstimmend Experten wie Fred Wilson und BI Intelligence, der Martkforschungsarm des US-Hightech-Portals “Business Insider”. Eine gute Zeit also, genauer hinzuschauen.

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Inzwischen kann man mit der App auch Links und Bilder versenden und empfangen oder den Standort teilen. Und das ermöglicht vollkommen neue Nutzungsmöglichkeiten. Also hab ich die App noch mal installiert und auf dem Yo Index nachgeschaut, wer da inzwischen alles mitmischt: Washington Post, USA Today, Buzzfeed, Huffington Post in der Rubrik News zum Beispiel. Auch mit dabei „Ebolayo“ – „Stay up to date with the latest on Ebola“. Einen deutschen Medienanbieter habe ich nicht entdeckt. Dafür ist Yo vermutlich noch zu sehr Nische.

Ridiculous oder Revolutionary

Aber die möglichen Anwendungsbeispiele sind zahlreich und Yo entwickelt sich derzeit dank gutem Finanzpolster konstant weiter. Ganz modern auf der Plattform Medium kann man dies in den Postings „This week on Yo“ nachverfolgen. Da liest man dann derzeit von einer neuen Kooperation mit Lonely Planet und von neuen Sprachversionen.

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Letztlich ist Yo eine sehr einfache und sinnvoll reduzierte Kommunikationsplattform für Menschen, Websites, Firmen und letztlich alles was irgendwie mit dem Internet verbunden ist. Für bestimmte Einsatzszenarien ist die App sicher gut zu gebrauchen. Nur ein Beispiel: Der Account Chelseagoal sendet jedes mal ein Yo, wenn der Fußballverein Chelsea ein Tor geschossen hat. Damit positioniert sich Yo recht geschickt im Kontext Messaging App und Diensten wie IFTTT.

 Yo – für iOS, Android, Windows, Chrome Web Store kostenlos erhätlich

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Medienanbieter und Journalisten sollten bei Interesse und Neugier eigene Nutzungsmöglichkeiten ausprobieren und heruasfinden. Nur so lässt sich die Frage abschließend beurteilen, ob Yo „ridiculous or revolutionary“ ist.

Erschrocken habe ich mich auf jeden Fall, als ich mitten in der Nacht dann von einem ersten Yo geweckt wurde. USA Today wollte mir die fünf wichtigen Dinge des Tages berichten. Yo not! Aber für so etwas gibt es ja die Nicht-Stören-Funktion am Telefon. In einer Welt, die geprägt vom ständigen Überangebot von multimedial aufbereiteten Informationen ist, kommt ein App die lediglich bei Bedarf ein schlichtes „Yo“ versendet, angenehm schmal und unaufdringlich daher.

Dass man auch mit Kürzestnachrichten relevant sein kann, beweist der „Red Alert: Israel“ bei „Yo“. Der meldet sich, wenn Raketenangriffe drohen.

 

 

 

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  1. #Briefing: Whatsapp im Web, State of the Union, 4chan, Yo 22 01 15