15.03.2013

Werkzeuge: To Chrome, or not to Chrome?

© GoogleGoogle hat mit dem Chromebook Pixel ein schickes neues Notebook vorgestellt, auf dem nicht Windows oder Mac OS X, sondern das hauseigene Betriebssystem des Netzriesen läuft. Chrome OS bietet Journalisten gute Möglichkeiten zum vernetzten Arbeiten von unterwegs. Technikjournalist Ben Schwan hat das neue Wunderwerkzeug aus Mountain View unter die Lupe genommen und signifikante Nachteile entdeckt. 

Google hat mit dem Chromebook Pixel ein schickes neues Notebook vorgestellt, auf dem nicht Windows oder Mac OS X, sondern das hauseigene Betriebssystem des Netzriesen läuft. Chrome OS bietet gute Möglichkeiten zum vernetzten Arbeiten, hat aber auch signifikante Nachteile.

So richtig gut läuft’s noch nicht bei Googles neuestem Baby, dem PC-Betriebssystem Chrome OS. Nur 200.000 Geräte mit der Software wurden von Herstellern wie Samsung oder Acer bis letztes Jahr verkauft. Nun versucht sich Google mit dem Chromebook Pixel selbst als Notebook-Hersteller.

Das Gerät wirkt schick: Die Gestaltung erinnert stark an zurückgenommene Hardware von Apple und Co. Der Bildschirm ist mit einer Bildpunktedichte (ppi) von 239 höher als bei allen anderen aktuellen Laptops auf dem Markt, selbst Apples Retina-MacBook wird (knapp) geschlagen. Praktisch gesehen bedeutet das höchst scharfe Schrift, Bilder mit niedriger Auflösung, wie sie im Web häufig vorkommen, können allerdings verwaschen aussehen. Weitere Besonderheit: Das Gerät hat einen Touchscreen, kann also fast wie ein Tablet bedient werden, wenn man nicht tippen möchte.

Die Nachteile: Es gibt relativ wenig Speicherplatz (maximal 64 Gigabyte) und der Preis ist mit 1300 Dollar sehr hoch. In Deutschland kann man das Gerät zudem nur indirekt über einen Import aus Großbritannien (mit britischer Tastatur) beziehen – bei Amazon aktuell für schlappe 1746 Euro.

Hauptfragezeichen ist aber das mitgelieferte Betriebssystem – Chrome OS eben. Dabei handelt es sich einfach gesagt um einen aufgeblasenen Browser: Man nutzt reine Internet-Anwendungen statt „richtiger“ Programme. Ohne Internet-Zugang kann man die zwar zumeist nutzen, weil dann Dateien auf dem Chromebook selbst gespeichert werden, etwa ein Text oder eine Tabelle. Doch die Hauptmenge an Infos landet im Netz. Da wundert es nicht, dass Google jedem Chromebook-Pixel-Käufer ein Terabyte an Platz beim hauseigenen Online-Speicherdienst einräumt – so viel, wie in herkömmlichen PCs auf der Festplatte vorhanden ist.

Bei der Chromebook-Nutzung muss man außerdem Vertrauen mitbringen: Vertrauen, dass man bei Google mit den Daten sauber umgeht. Wenn die meisten Informationen im Netz liegen, verliert man selbst die Kontrolle. Journalisten sollten Chrome OS deshalb mit Vorsicht genießen – sensible Daten gehören hier nicht hin. Und es ist keineswegs so, dass Chrome OS alternativlos wäre. So kann man Dokumente beispielsweise bei Dropbox sichern und mit Verschlüsselungsdiensten wie BoxCryptor sichern, die ich an dieser Stelle noch vorstellen werde.

Für das vernetzte Arbeiten ist Chrome OS ansonsten gut geeignet: Da man gezwungen ist, Programme wie Googles Büropaket Docs zu nutzen, lassen sich die darin enthaltenen Sharing-Funktionen sofort nutzen, um beispielsweise gemeinsam an einem Manuskript zu feilen. Aber das kann man eben auch jetzt schon im Browser auf einem herkömmlichen PC oder Tablet.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in: JOURNALISMUS & TECHNIK, Kommunizieren & Dialog, NEU
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