26.03.2014

Mit Zeitleisten Abläufe übersichtlich darstellen

Michael Hörz stellt die Tools Tiki-Toki, Dipity, Timeline JS, TimeMapper und StoryMap JS vor.

Bei komplexen Abläufen kann man schon mal den Überblick verlieren. Dutzende bis hunderte von einzelnen Ereignissen fügen sich zu einem großen Ganzen zusammen – aber wie will man das dem geneigten Mediennutzer nahebringen? Ein reiner Fließtext ist da wenig hilfreich, auch die häufig hierfür eingesetzten Fotostrecken werden dem Ziel „bessere Durchschaubarkeit“ nur in Maßen gerecht.

Tiki-Toki und Dipity
Deutlich besser für solche Zwecke sind Zeitleisten geeignet, die in zahlreichen kostenlosen und kostenpflichtigen Versionen verfügbar sind. Sie stellen die Einzelereignisse auf einer horizontalen Leiste dar, so dass die Abfolge der Ereignisse deutlich wird. Angebote wie Tiki-Toki oder Dipity bieten eine simple Echtzeit-Bearbeitung der Zeitleiste. Sie sind allerdings kostenpflichtig, sobald man sie anders als nur für persönliche Zwecke nutzt. Dipity etwa kostet minimal fünf Dollar pro Monat, der Konkurrent Tiki-Toki erlaubt kostenlos nur eine einzige Timeline, der günstigste Account kostet 7,50 Dollar pro Monat. Dieser steht nur Einzelpersonen und Kleingruppen offen, Unternehmen (auch Medien) müssen dagegen minimal 25 Dollar monatlich bezahlen. Wenn es sich um eine sehr umfangreiche Zeitleiste handelt, die viel Anerkennung bringt, kann sich der finanzielle Aufwand lohnen. Der Heise-Verlag etwa hat zur NSA-Affäre eine umfangreiche Zeitleiste mit Tiki-Toki erstellt:

nsa_timeline_780

Grafik groß anzeigen

Quelle: http://www.heise.de/extras/timeline

 

Ein Aspekt von Dipity kann ebenfalls interessant und damit den Preis wert sein: Mehrere Personen können gemeinsam an einer Timeline arbeiten. Das könnte man als Medium dazu nutzen, eine Timeline als Crowd-Projekt aufzubauen.

Für die meisten Zwecke und vor allem für das erste Ausprobieren bringen die genannten kostenpflichtigen Angebote nichts. Als Alternativen stehen komplett kostenfreie Open-Source-Angebote zur Verfügung. Sie sind ebenfalls ziemlich leicht bedienbar – erfordern jedenfalls keine Programmierung.

Timeline JS
Für den Standard-Einsatz ist Timeline JS am besten geeignet. Das Angebot des Knight Lab der Northwestern University setzt auf wenige, einfache Schritte. Man beginnt mit einer Vorlage für eine Google-Tabelle, mit der man eine eigene Kopie erzeugt. Die Felder sind vorab ausgefüllt, um zu zeigen, wohin was gehört. Diese Einträge überschreibt man dann einfach. Grundsätzlich müssen die meisten Felder auch nicht befüllt werden, können es aber. Wichtig ist in jedem Fall, die Anfangs- und Endzeitpunkte für jeden Eintrag zu setzen. Dies erfolgt im US-Datumsformat (MM/TT/JJJJ), was ein kurzes Umdenken erfordert. (In der späteren Darstellung wirkt sich dies aber nicht aus.)

Wenn man alle Einträge für die Zeitleiste in der Google-Tabelle erstellt hat, veröffentlicht man sie über „Im Web veröffentlichen“ im Menü „Datei“. Dort wählt man den Knopf „Jetzt veröffentlichen“, ein Link wird erzeugt. Diesen fügt man auf der Timeline-JS-Seite ein und legt die Höhe der Zeitleiste fest – standardmäßig sind 650 Pixel eingestellt. Für Deutsche ist dann vor allem der Knopf „More Options“ wichtig, denn hier lässt sich als Sprache „German/Deutsch“ einstellen, was für korrekt dargestellte Zeitformate sorgt. Außerdem steht dort eine Vielzahl von Schriftarten zur Auswahl.

Das voranstehende Beispiel zeigt Treffen Ronald Pofallas mit Vertretern der Deutschen Bahn in seiner Zeit als Kanzleramtsminister. Die Daten gehen im Wesentlichen aus einer parlamentarischen Anfrage der Linken hervor. Möglich sind unter anderem Fotos, Videos, Websites, Karten und Tweets. Der Text eines jeden Eintrag ist mit Standard-HTML-Befehlen formatierbar, etwa um Links einzufügen oder etwas fett oder kursiv zu machen.

Time Mapper
Auf eine ganz ähnliche Weise funktioniert TimeMapper von der Open Knowledge Foundation – auch hier arbeitet man mit einer Google-Tabelle zur Dateneingabe. Der größte Unterschied ist, dass Ereignisse zugleich auf einer Karte dargestellt werden. Für das so genannte Geocoding, also das Errechnen der Koordinaten eines Ortes, kann man zum Beispiel den Dienst von GPS Visualizer verwenden. Für „Alexanderplatz, Berlin, Germany“ bekomme ich ein Ergebnis, das unter anderem Breite und Länge in Form von „52.521748,13.414066“ enthält. Diese Kombination gibt man in das Feld „Location“ in der Google-Tabelle ein. Genauso wie bei Timeline JS verwendet man den „Veröffentlichen“-Code aus der Tabelle, fügt ihn auf der Time-Mapper-Seite ein und erhält einen Code, mit dem man die Karten-Timeline auf seiner Website einfügen kann.

Das Beispiel zeigt eine Karten-Zeitleiste des Digitaljournalisten Florian Gossy, die er für für standard.at erstellt hat.

StoryMap JS
Ein weitere Variante für zeitliche Verläufe auf Karten ist StoryMap JS, ebenfalls aus dem Knight Lab. Es eignet sich besonders gut dafür, einen Ablauf auf einer Karte darzustellen. Interessant ist dabei auch, dass man nur einen Google-Drive-Account benötigt, aber keine Tabelle anlegen muss. Die Bearbeitung ist also ein Stück unmittelbarer. Fenster um Fenster erstellt man die interaktive Karte, am Schluss erhält man ebenfalls einen Einbett-Codeschnippsel. Das Werkzeug bietet sich zum Beispiel an, um den Verlauf einer Demonstration nachzuzeichnen, insbesondere da sich jede Station mit einem Foto oder Video versehen lässt (Beispiel: Olympischer Fackellauf 2014).

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