14.06.2016

Neue Open-Data-Recherchemöglichkeiten

Das im Mai gelaunchte Tool Investigative Dashboard Search bündelt Daten von Handelsregistern oder Leaks. Auch die EU-Kommission hat ihr Open-Data-Angebot weiter ausgebaut.

Es vereint die Wikileaks-Kabel, das Luxemburger Amtsblatt, UN-Dokumente, Datenpakete, die Medien wie die New York Times veröffentlicht haben, und vieles mehr: Das neue Recherche-Tool Investigative Dashboard Search. Anfang Februar launchte das Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) die Suchdatenbank, seit vorletzter Woche Montag lädt man explizit auch externe Journalisten zur Nutzung ein. Das OCCRP ist ein Non-Profit-Netzwerk aus investigativen Recherchebüros in Europa und Eurasien. Finanziert wird es vom Open Society Institute und dem Soros Foundations Network des Milliardärs George Soros, dem Schweizerisch-Rumänischen Kooperationsprogramm und USAid.

Screenshot Investigative Dashboard Search

Mehr als zwei Millionen Dokumente befinden sich nach Angaben des OCCRP in Investigative Dashboard Search (ID Search). Darin enthalten sind Informationen aus Veröffentlichungen, die mit dem deutschen Bundesanzeiger vergleichbar sind, wie die „Virgin Islands Official Gazette“ oder das „Boletín Oficial“ in Argentinien, Daten aus Handelsregistern, die Offshore-Leaks-Daten und Panama-Papers, die Global Terrorism Database, Entscheidungen des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien, Daten von Bahrain Watch und mehr. Gibt man zum Beispiel „Deutsche Bank“ als Suchbegriff ein, erhält man Treffer in 50 verschiedenen Quellen, darunter Dokumente zu Deutsche-Bank-Gesellschaften des Handelsregisters von Guernsey und der Isle of Man oder ein 256-seitiges Tax ruling, welches die investigative Non-Profit-Rechercheorganisation Center for Public Integrity veröffentlicht hat. Die Suchtreffer sind bei ID Search nach Personennamen, Sprachen, Domains, Daten, Ländern und Keywords sortiert. Außerdem kann man E-Mail-Alerts einrichten, „die einen Hinweis geben, wenn es neue Informationen zu einer bestimmten Sucheinstellung oder zu getrackten Personen, die auf offiziellen Watchlists stehen“ gibt. Auch eigene Watchlists lassen sich erstellen. Die Daten von ID-Search werden alle 24 Stunden aktualisiert.

Daten aus verschiedenen Quellen vereint auch die Seite dataportals.org – „A Comprehensive List of Open Data Portals from Around the World“. DataPortals listet 519 Datenportale von A wie Africa Open Data bis Z wie Zaragoza Public Data Catalogue. Umfasst sind lokale, regionale und nationale öffentliche Datenrepositorien, aber auch Drittangebote wie Bermuda.io. Betrieben wird die Seite von der Open Knowledge Foundation. Dort war auch Friedrich Lindenberg tätig. Der Programmierer und Journalist arbeitete zuletzt als Stipendiat der Knight-Stiftung für ein Netzwerk von Investigativmedien im südlichen Afrika. Zu den Werken von Lindenberg, der auch an ID Search mitarbeitete, zählen Seiten wie der globale Datenkatalog OpenSpending oder die inzwischen eingestellte App „MachtVZ“, die mit Hilfe von Daten des Bundestags zu Parteispenden und Nebeneinkünften und zu registrierten Verbänden Verbindungen zwischen Politikern, Verbänden und Unternehmen aufzeigte. Lindenberg hat auch die Open-Source-Software Grano entwickelt, mit der unter anderem OpenInterests.eu gebaut wurde. Mit ihr will Lindenberg Journalisten und Wissenschaftlern helfen, „Beziehungen zwischen Personen, Firmen und Institutionen zu kartieren“.

Auch die EU-Kommission hat ihr Open-Data-Angebot ausgebaut. Das EU-Lobbyregister bietet seit einiger Zeit die Möglichkeit, Rohdaten herunterzuladen und veröffentlicht regelmäßig Meldungen zu neu in das Register eingestellten Informationen. „Rohdaten gab es dort immer, allerdings waren die sehr lange in einem total verkorksten XML-Format und damit erst brauchbar, wenn man sie richtig umformatiert hatte“, weiß Friedrich Lindenberg. Im Februar dieses Jahres launchte die EU das European Data Portal. Sein Ziel ist „freier Datenfluss, Transparenz und fairer Wettbewerb“. Das European Data Portal enthält aktuell 460.722 Datensätze aus allen Bereichen – von Landwirtschaft und Fischerei über Kultur, Sport und Finanzen bis hin zu öffentlicher Sicherheit. Viele Daten stammen allerdings nur aus anderen öffentlichen Open-Data-Portalen wie data.gov.uk oder GovData. Das European Data Portal bietet Stellen, die Informationen aus dem öffentlichen Sektor veröffentlichen, an, diese über eine API-Schnittstelle an das Portal schicken. Inzwischen haben Kommunen, Regionen und Länder in der EU einen so undurchsichtigen Wust von Datenkatalogen geschaffen, dass die Kommission neben dem European Data Portal das European Union Open Data Portal schuf. Es soll als zentrale Anlaufstelle für Daten von Institutionen und anderen Körperschaften der EU dienen. Und wer weiß – vielleicht gibt es ja eines Tages eine zentrale Datenbank für alle Daten öffentlicher Stellen weltweit.

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