25.07.2011

Tagesschau-App gefährdet das private Verlagswesen?

Acht große deutsche Zeitungsverlage klagen gegen die ARD wegen der kostenfreien Bereitstellung der Tagesschau-App. Die Verlage sehen in der App für Iphones und Ipads eine „rote Linie überschritten“ . Öffentlich-rechtlich finanzierte Inhalte dürften nach Ansicht der Verlage nicht als Text – „presseähnlich“ – kostenfrei im Internet angeboten werden. Sie sehen hier eine existentielle Gefährdung ihrer geschäftlichen Entwicklungsmöglichkeiten im Netz. Ein ähnliches Risiko für sich selber sehen die öffentlich rechtlichen Anstalten aber für den Fall, dass ihnen ein solcher Weg ins Netz versagt werden sollte.

torial Infografik: Tagesschau-App der Sargnagel des Verlagswesens?

torial Infografik: Tagesschau-App der Sargnagel des Verlagswesens?

Der Konflikt darf als vorläufiger Höhepunkt in einem der nationalen medienpolitischen Brennpunkte gesehen werden. Die Verlage finden ihre Erlösmodelle im Netz noch nicht und versuchen sich politisch und juristisch Luft zu verschaffen.

Dazu die Anklage von Springer-Chef Mathias Döpfner:

http://www.sueddeutsche.de/medien/springer-chef-doepfner-ueber-die-tagesschau-app-hier-ist-eine-rote-linie-ueberschritten-worden-1.1112357

Das sagte die Tagesschau dazu:

http://www.tagesschau.de/inland/tagesschauapp114.html

Jakob Augstein kritisiert im „Freitag“ das Vorgehen der Verlagshäuser gegen die Öffentlich-Rechtlichen TV-Sender und gegen die Blogger-Szene: „Es geht ihnen um die ¬Privatisierung des Internets“:

http://www.freitag.de/kultur/1126-das-panik-orchester

Christoph Keese, Außenminister der Axel Springer AG (Konzerngeschäftsführer Public Affairs) antwortet Jakob Augstein und verteidigt das Agieren der Verlage:

http://www.presseschauder.de/schwarzer-freitag/

Stefan Niggemeier kommentiert die Klage der Verlage:

„Im Kern ist die Argumentation gegenüber dem Gericht schlicht: „Presseähnlich“ sei all das, was Presseverlage machen. Wenn die „Tagesschau“ ein Online-Angebot macht, das so aussieht wie ein Online-Angebot eines Verlages, muss es unzulässig sein.“

http://www.stefan-niggemeier.de/blog/die-klage-der-verlage/

http://www.stefan-niggemeier.de/blog/die-tagesschau-app-und-die-pfeife-der-verlage/

Die juristische Geschichte um dieses Thema geht zurück auf die Klage des Verbandes privater Rundfunk- und Telemedien VPRT von 2003. Seitdem gab es eine Veränderung des Rundfunkstaatsvertrages und die Einführung des so genannten Drei-Stufen-Tests, aber scheinbar noch immer keine rechtliche Klarheit. Sehr ausführlich, aber auch sehr verständlich und erhellend kann man dieser Geschichte hier folgen:

http://www.telemedicus.info/article/1160-Was-ist-eigentlich-der-Drei-Stufen-Test.html

 

Zusammenfassende Linkliste:

http://www.sueddeutsche.de/medien/springer-chef-doepfner-ueber-die-tagesschau-app-hier-ist-eine-rote-linie-ueberschritten-worden-1.1112357

http://www.tagesschau.de/inland/tagesschauapp114.html

http://www.freitag.de/kultur/1126-das-panik-orchester

http://www.presseschauder.de/schwarzer-freitag/

http://www.stefan-niggemeier.de/blog/die-klage-der-verlage/

http://www.stefan-niggemeier.de/blog/die-tagesschau-app-und-die-pfeife-der-verlage/

http://www.telemedicus.info/article/1160-Was-ist-eigentlich-der-Drei-Stufen-Test.html

 

 

0 Kommentare zu diesem Artikel


  1. Verstehe die Aufregung der Verlage nicht. Warum sollte ich für ein App eines Verlages bezahlen wenn ich die selbe Information auf ihrer eigenen mobile.seite bekomme? Und wenn schon der Herr Döpfner den niedergang des Qualitätsjournalismus beklagt und der SZ-Verlag auch noch vor die Karre der Springermedien spannen lässt, geht ihnen wohl doch der Arsch auf Grundeis….

    Das Internet ist und bleibt frei!

    • na ja…Doepfner sagt ja „die rote Linie ist überschritten“ und nicht, dass es konkret die tagesschau-app ist, die die Verlage killt. Wenn sich die Verlage gar nicht positionieren gegen den ÖR-content, dann wäe es ja auch merkwürdig. Immerhin ist die GEZ die letzte relevante Bastion der sozialen Marktwirtschaft im sonst fast ungedämpften Kapitalismus. Mit gutem Grund! Mich würde mal interessieren, ob die Verlage eigentlich den ÖR wirklich loswerden wollten, wenn sie könnten…