13.11.2013

iOS 7 für Journalisten

Apples neues Mobilbetriebssystem ist seit einem Monat verfügbar. Aber lohnt sich das kostenlose Update für iPhone, iPad und Co.? Ein Selbstversuch aus journalistischer Perspektive.

Vermutlich lag es an der roten „1“. Jedes Mal, wenn ich mein iPhone öffnete, mit dessen bisherigem Betriebssystem iOS 6 ich eigentlich recht zufrieden war, grinste mir diese Ziffer auf dem Icon der Einstellungs-App entgegen, als hätte ich eine neue Nachricht erhalten. Dabei sollte mir die „1“ schlicht mitteilen, dass Apple eine neue iOS-Version namens 7 vorrätig hat, die ich doch bitte herunterladen und installieren sollte.

Dieser Trick ist schon clever: Man wird die rote „1“ erst dann los, wenn man auch aktualisiert. Und das haben, sagen jedenfalls Mobilfunk-Statistiker, angeblich bereits mindestens 70 Prozent aller Nutzer mit passenden Geräten getan, und ihr iPhone, ihren iPod touch oder ihr iPad mit Apples neuester Software, die seit mittlerweile etwas mehr als einem Monat kostenlos verfügbar ist, versehen. Das ist ein Rekordwert: Google braucht bei neuen Versionen seines Konkurrenzsystems Android manchmal Jahre, bis ein höherer zweistelliger Prozentsatz erreicht ist.

Und warum sollten ausgerechnet Journalisten auf iOS 7 umsteigen? Vier Argumente:

1. Das neue Betriebssystem ist sicherer.

Die schnellere Update-Rate bei iOS gegenüber Android ist grundsätzlich positiv zu bewerten. Denn solche Aktualisierungen enthalten immer auch diverse gestopfte Sicherheitslücken, so auch iOS 7. Die Liste ist lang, mehrere der von Apple gelisteten Security-Probleme könnten böswillige Hackern zum Angriff der Geräte über das Internet dienen.

Als Journalist sollte man nicht erst seit der NSA-Affäre darauf achten, bei seinen Geräten auf dem neuesten Softwarestand zu bleiben. Denn: Apple stellt all die Sicherheitsverbesserungen nur in iOS 7 bereit, wer beim alten iOS 6 bleibt, erhält sie nicht – und macht sich damit auch für Datenschädlinge verletzbarer. Dieses Risiko sollten gerade Journalisten nicht eingehen, deren Mobilgerät oft sensible Daten enthält.

2. Es sieht schlimmer aus, als es ist – und erhöht trotzdem die Produktivität.

Wenn man Apples Aussagen zu iOS 7 betrachtet, herrschen Superlative vor. Das „wichtigste Update seit Einführung des iPhone“ hieß es beispielsweise – oder etwas schlichter „das mobile Betriebssystem aus einer ganz neuen Perspektive“. Wichtig zu verstehen ist aber, dass sich zwar optisch viel getan, grundsätzlich aber zum Glück nichts Wesentliches geändert hat.

iOS ist immer noch – im Vergleich zu diversen Produkten der Konkurrenz – einfach zu bedienen, ohne dass man ins Handbuch blicken müsste. Trotzdem werden langgediente Besitzer von iPhone oder iPad zunächst einmal verwirrt sein.

Da wäre zunächst der erwähnte veränderte Look. Schriftarten wurden angepasst und optisch dünner gemacht, Symbole und Knöpfe sind „flacher“ und weniger im 3D-Look gehalten. Look & Feel wurden – so komisch es klingen mag – bunter und gleichzeitig zurückgenommener. Man klickt jetzt häufiger auf Texte als nur auf Icons, arbeitet verstärkt mit Gesten und kann sich an Animationseffekten orientieren, die beispielsweise zeigen, welchen Ordner man gerade geöffnet hat.

Es gibt aber auch diverse produktivitätssteigernde Details. So kann man sich das sogenannte Control Center mit einer Wischgeste nach vorne holen und so diverse Einstellungen mit einem Klick erledigen – etwa das Aufrufen des Flugzeugmodus und den „Nicht stören“-Betrieb. Nutzer von Android kennen solche Tricks schon länger, nun rüstet sie auch Apple nach. Man will ja schließlich beispielsweise im wichtigen Interview nicht mit einem klingelnden Handy erwischt werden. Das Control Center erlaubt auch die Steuerung der Musikwiedergabe und den Aufruf von Kamera, Taschenrechner und Taschenlampe.

3. Dateien lassen sich schneller austauschen.

Wer über mehrere iOS-Geräte ab dem iPhone 5, dem iPad der vierten Generation inklusive iPad mini oder den iPod touch 5G verfügt, kann sich mittels der neuen „AirDrop“-Technik nun Dateien zwischen Geräten hin und her schieben. Das kann man z.B. nutzen, wenn man auf einer Pressekonferenz Bilder mit einem iPhone geknipst hat und sie dann mit einer Foto-App auf dem iPad korrigieren möchte.

Leider ist es mit AirDrop aber nicht möglich, Bilder auf PC oder Mac zu übertragen. Dafür muss man dann Apples Speicherdienst iCloud oder die unabhängige Alternative Dropbox nutzen.

4. Mehrere Programme gleichzeitig – und mehr

iOS 7 kann nun besser mit mehreren Programmen umgehen. Dazu gibt es auch eine neue Übersicht aktuell laufender Applikationen, die man mit einem doppelten Druck auf den Home-Knopf aktivieren kann. Hier sieht man dann grafisch aufgeführt, was gerade läuft – mit einer Geste nach oben wird eine Anwendung geschlossen. So kann man schnell zwischen Twitter-Werkzeug, Aufnahmeprogramm und Nachrichten-Website hin und her schalten.

Überarbeitet wurden auch die Bestandteile Telefon, Mitteilungen, Notizen und Kalender. In vielen Fällen ist alles noch da, was man schon bei iOS 6 hatte, nur finden sich Knöpfen an anderen Stellen oder optisch umjustiert. Entsprechend braucht man eine Weile, um sich neu zu orientieren.

Insgesamt ist iOS 7 also gelungen – ich hatte mir anfangs mehr Sorgen gemacht, als die ersten Bilder des neuen Betriebssystems gezeigt wurden. Die Software ist im Grunde noch die alte, wenn man von einigen – auch grundsätzlicheren – Änderungen absieht. Wer tief in iOS 7 einsteigen will, dem sei ein Blick in Apples offizielle Handbücher angeraten. Die braucht man zwar im Alltag eigentlich nicht, doch so manchen interessanten Trick enthalten sie dann doch. Für das iPhone gibt es das Manual hier auf Deutsch als PDF zum Download.

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